Wörterbuch

A

Ableism = Ableism ist die Beurteilung von Körper und Geist anhand von Fähigkeiten (engl. „abilities“) – der „Wert“ eines Menschen entscheidet sich dabei danach, was sie oder er „kann“ oder „nicht kann“. Der Mensch wird so nach Standards beurteilt, die je nach Alter, Geschlecht oder Kultur gesetzt sind. (Dabei kommt es oft auch zu Diskriminierungen.) Ist zum Beispiel ein Kind in einem bestimmten Alter und hat noch nicht die von ihm und seinen Altersgenossinnen und -genossen erwarteten Fähigkeiten erreicht, droht das Label „Behinderung“. Erst seit kurzem wird auch im Deutschen das englische Wort „Ableism“ verwendet, das innerhalb der englischsprachigen Behindertenbewegung entstand. Das Wort leitet sich ab vom Wort „Ability“, Fähigkeit, und erweitert den Fokus von Behinderung auf Körper allgemein. Ein entsprechender Ausdruck im Deutschen wurde bisher nicht gefunden, daher bleibt es oft beim englischen Wort.

Ageism = Eine andere Bezeichnung für den Prozess des Ageismus (engl. „age“ = Alter) lautet Altersdiskriminierung. Es handelt sich um eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung der Menschen aufgrund ihres Alters, die stark durch Vorurteile und Stereotype gegenüber älteren Menschen geprägt ist. Betroffene werden daran gehindert, uneingeschränkt am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Ein Beispiel sind die Probleme, die ältere Menschen haben, wenn sie den Beruf noch mal wechseln möchten.

Alltagsrassismus = Alltagsrassismus ist ein Begriff aus der Rassismusforschung, der die Übernahme von Rassismus in alltäglichen Situationen beschreibt. Es handelt sich dabei oft um rassistische Bezüge in der Alltagssprache und im Alltagsbewusstsein und um Ausgrenzungspraxen, bei denen Menschen oder Menschengruppen aufgrund eines Merkmals (Rasse, Herkunft, Geschlecht etc.) in einer subtilen Art und Weise diskriminiert werden.

Antisemitismus = Wenn Menschen Juden gegenüber feindlich eingestellt sind, nennt man das „Antisemitismus“. Das kann sich in Beschimpfungen äußern, in Lügen, Erniedrigungen und Ungerechtigkeiten. Es kann sich aber auch in körperlicher Gewalt zeigen. In Deutschland ist die Verfolgung und Tötung von jüdischen Menschen während der nationalsozialistischen Diktatur ein besonders schlimmes Beispiel von Antisemitismus.

Antiziganismus = Antiziganismus stigmatisiert und diskriminiert Menschen und Gruppen, die als „Zigeuner“ bezeichnet werden. Allein dieser Ausdruck ist bereits antiziganistisch, da er ein stereotypes und eher negatives (oder im Gegenteil ein romantisches) Bild transportiert. Besser ist es, die gemeinten Gruppen – je nach ihrer Herkunft – als Sinti*ze oder Rom*nja zu bezeichnen. Antiziganisten begegnen diesen mit verdeckter oder offener Feindseligkeit bis hin zu Gewalt. Manche Diskriminierungen sind aber auch eher versteckt. Man kann Antiziganismus (wie auch Antisemitismus) als Form des Rassismus verstehen, da auch hier einer Personengruppe pauschal negative und von der Mehrheitsgesellschaft (vermeintlich) abweichende Eigenschaften und Verhaltensweisen zugeschrieben werden.

Asexualität = Der Begriff bezeichnet das Fehlen von sexuellem Begehren oder sexueller Anziehung.

Asyl = Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Heim“, „Unterkunft“ und „Zufluchtsstätte“.

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B

Behinderung / Beeinträchtigung = Von Behinderung wird gesprochen, wenn Menschen aufgrund einer erfahrenen Schädigung in geistiger, körperlicher oder psychischer Hinsicht in ihren Entwicklungsmöglichkeiten und in ihren Lebensumständen stärker beeinträchtigt sind als Menschen ohne Schädigung. An der Entfaltung ihrer persönlichen Möglichkeiten werden sie allerdings auch be- bzw. gehindert, weil ihnen notwendige Hilfen zur Kompensation ihrer Beeinträchtigung verwehrt oder nur in fremdbestimmter Form gewährt werden. Beispiele sind Barrieren wie Treppen für Rollstuhlfahrer*innen oder fehlende akustische Ansagen bei Sehbehinderten.

Biologisches Geschlecht (engl. sex) = Das „biologische“ Geschlecht beschreibt das Geschlecht, das Kindern bei der Geburt zugeschrieben wird. Dabei wird vor allem nach den äußeren Geschlechtsmerkmalen geurteilt. Die Anführungszeichen bei dem Begriff „biologisch“ werden gesetzt, weil selbst die Bestimmung des biologischen Geschlechts oft kulturell bedingt und nicht eindeutig ist. Denn das biologische Geschlecht setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, wie äußeren und inneren Geschlechtsmerkmalen (Keimdrüse oder Keimzelle), Chromosomen und Hormonen. Da die letzten beiden Faktoren nur in äußerst seltenen Fällen untersucht werden, ist bei den meisten Menschen nicht sicher, welches biologische Geschlecht sie wissenschaftlich gesehen tatsächlich haben.

Bisexualität = Die sexuelle Orientierung, bei der Liebe, Romantik, erotisches und sexuelles Begehren sich auf Personen des eigenen und eines anderen Geschlechts beziehen. Der wissenschaftliche Begriff ist häufig keine Eigenbezeichnung. Geschlechtsunabhängiges Begehren wird heute auch mit dem Begriff Pansexualität benannt (pan = alle), um die Zwei-Geschlechter-Ordnung, die aus dem Begriff „bisexuell“ (bi = beide) spricht, bewusst zu erweitern, indem z. B. Trans*identitäten und Inter*identitäten mitgedacht werden.

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D

Diskriminierung = Als Diskriminierung wird eine Ungleichbehandlung anderer Menschen bezeichnet, die sich in anderen Verhaltensweisen und Einstellungen ihnen gegenüber äußert. Zentral sind dabei bestimmte Merkmale wie Geschlecht, Alter, soziale Herkunft, Religion, Ethnizität oder Aussehen. Es wird zwischen positiver und negativer Diskriminierung unterschieden. Bei der positiven Diskriminierung handelt es sich um eine rechtlich-legitime Ungleichbehandlung, die auf Gesetzgebung und Verordnungen basiert und den Betroffenen bestimmte Vorteile verschafft. Die negative Diskriminierung stellt eine sozial-illegitime Diskriminierung dar, die sich in der Benachteiligung bestimmter Personen oder Gruppen äußert.

Diversity = Wird überwiegend mit „Vielfalt“ und „Diversität“ übersetzt und meint die menschliche Vielfalt in einer Organisation, einem Unternehmen oder in der Gesellschaft. Dahinter verbirgt sich ein Ansatz (Diversity-Ansatz), der Vielfalt als Potenzial versteht. Hierbei kann es sich sowohl um sexuelle Orientierung, Herkunft, Klasse, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Ethnizität, Alter, Körperlichkeit oder mehrere oder alle diese Merkmale in ihrem Zusammenwirken handeln. Diversity drückt eine Auffassung aus, in der es um einen anerkennenden, wertschätzenden und enthierarchisierenden Umgang mit Verschiedenheit oder Unterschiedlichkeit geht und verschiedene Potenziale erkannt und in ihrer Eigenheit eingesetzt werden sollen.

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E

Extremismus = Dieser Begriff hat lateinische Wurzeln und bezeichnet etwas, das über das Normale hinausgeht, das außerordentlich ist. Im politischen Sprachgebrauch spricht man von Extremisten, von extremistischen Gruppierungen oder Parteien, wenn sie Ideen vertreten oder Handlungen begehen, die außerhalb der allgemein akzeptierten Regeln liegen.

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F

Flüchtlinge  = siehe Geflüchtete
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G

Geflüchtete = wird als Alternativbegriff für Flüchtlinge verwendet, weil damit die teils als kleinmachend oder abwertend empfundene Endung „-ling“ umgangen wird. Da es sich um keinen juristischen Begriff handelt, ist er in vielen Fällen verwendbar: Geflüchtete können auch Menschen sein, die keinen offiziellen Flüchtlingsstatus haben. Man kann auch von „geflüchteten Menschen“, „Flüchtenden“ oder „Menschen auf der Flucht“ sprechen.

Gender_Gap = Das Gender Gap bezeichnet z.B. folgende Schreibweise: Pfadfinder_innen. Es soll das binäre System (Mann/Frau) aufbrechen und Raum lassen für weitere Identifikationen. Statt des Unterstrichs wird oft auch das Gender-Sternchen benutzt (z.B. Pfadfinder*innen).

Geschlechtsidentität = Beschreibt das Zugehörigkeitsempfinden zu einem Geschlecht. Menschen können sich unabhängig von ihrem zugewiesenen biologischen Geschlecht zu einem bestimmten oder auch keinem Geschlecht zugehörig fühlen.

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H

Heterosexualität = Die sexuelle Orientierung, bei der Liebe, Romantik, erotisches und sexuelles Begehren sich auf Personen des anderen Geschlechts beziehen.

Homophobie = Eine Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Soziale, nicht sachlich begründete Abneigung bzw. Feindseligkeit gegenüber gleichgeschlechtlich orientierten Menschen und ihren Lebensweisen.

Homosexualität = Die sexuelle Orientierung, bei der Liebe, Romantik, erotisches und sexuelles Begehren sich auf Personen des eigenen Geschlechts beziehen.

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I

Inklusion = Inklusion in seiner ursprünglichen Wortbedeutung stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Einschluss“ oder auch „Enthaltensein“. Inklusion bezeichnet also einen Zustand der (selbstverständlichen) Zugehörigkeit aller Menschen zur Gesellschaft, verbunden mit der Möglichkeit zur uneingeschränkten Teilhabe in allen Bereichen dieser Gesellschaft. Das Konzept der Inklusion wendet sich damit gegen die Diskriminierung oder das „an den Rand drängen“ (Marginalisierung) von Menschen aufgrund zuschreibbarer Merkmale wie z. B. religiöse und weltanschauliche Überzeugungen, Geschlecht, Soziallage, Alter, kulturelle Hintergründe, Hautfarbe, sexuelle Orientierung und körperliche oder geistige Behinderungen. Verschiedenheit wird als positiver Bestandteil von Normalität betrachtet.

Integration = Übersetzt aus dem Lateinischen heißt dieses Wort „Wiederherstellung eines Ganzen“. Im deutschen Sprachgebrauch kann es auch als „Eingliederung“ verstanden werden. Hiermit ist in der Regel die Eingliederung einer Gruppe von Menschen in ein bestehendes System gemeint, aus dem sie vorher ausgeschlossen war. Häufig wird der Begriff dafür verwendet, dass Kinder mit einer Behinderung die „normale“ Schule, die Regelschule, besuchen können. Problematisch ist der Integrationsbegriff, da er ein bestimmtes Gruppendenken hervorruft, das an sich häufig schon diskriminierend ist. Beispiele: Die „Behinderten“ werden in Schule der „Nicht-Behinderten“ eingeschult; „Ausländer*innen“ sollen sich in „die deutsche Gesellschaft“ integrieren.  Inklusion versucht hingegen, dieses Gruppendenken aufzulösen. Eine inklusive Schule wäre dementsprechend eine Schule, in der alle Kinder lernen und gefördert werden, egal welche Fähigkeiten sie mitbringen.

Intersexualität = Ein intergeschlechtlicher Mensch wird mit einem Körper geboren, der den medizinischen binären geschlechtlichen Standards und Normen von Mann und Frau nicht entspricht. Intergeschlechtlichkeit kann gleichzeitig eine Geschlechtsidentität sein, muss aber nicht.

Islamophobie = entspricht nicht der wörtlichen Übersetzung „Islamangst“, sondern ist der wissenschaftliche Begriff für die generelle Ablehnung des Islam und von tatsächlichen oder mutmaßlichen Muslim*innen.

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L

LGBTQI = die englische Abkürzung für lesbian, gay, bisexual, trans*, queer, inter (lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, queer und inter werden im Deutschen übernommen).

Lookism = Lookism (aus dem Englischen: Look = Aussehen, ism = Ismus) bezeichnet die Stereotypisierung und/oder Diskriminierung von Individuen aufgrund des körperlichen Erscheinungsbildes. Ihm liegt die Annahme zu Grunde, dass äußerliche Merkmale positiv oder negativ bewertet werden – wobei die Kategorisierung von unterschiedlich(st)en Faktoren wie z. B. Geschlechterrolle, Kultur, Gesellschaft beeinflusst wird – und diese Indikatoren für die Wertigkeit einer Person sind.

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M

Mehrfachdiskriminierung = Durch die Kombination verschiedener Identitätsmerkmale sind Menschen häufig von verschiedenen Diskriminierungen wie z.B. Rassismus, Sexismus, Behindertenfeindlichkeit, Homophobie und Transphobie betroffen. Diese können nicht als voneinander getrennt betrachtet, sondern müssen in ihrer Verwobenheit berücksichtigt werden. Oftmals ist es daher schwer eine Diskriminierung auf eine alleinige (zugeschriebene oder tatsächliche) Identität oder Kategorie zurückzuführen, da diese zusammenwirken. Mehrfachdiskriminierung beschreibt daher vor allem spezifische Erfahrungen, die weder mit der Zugehörigkeit zu einer alleinigen noch mit der simplen Addition mehrerer Identitäten/Kategorien gefasst werden kann. Oft wird auch der Begriff Intersektionalität verwendet.

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N

Nationalismus = Übersteigertes Bewusstsein vom Wert und der Bedeutung der eigenen Nation. Im Gegensatz zum Nationalbewusstsein und zum Patriotismus (Vaterlandsliebe) glorifiziert der Nationalismus die eigene Nation und setzt andere Nationen herab. Zugleich wird ein Sendungsbewusstsein entwickelt, möglichst die ganze Welt nach den eigenen Vorstellungen zu formen.

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P

Privilegien = Vorteile, die man aufgrund gewisser Eigenschaften oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, hat.

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Q

Queer = Als queer bezeichnen sich Menschen, die ihre sexuelle Orientierung und/oder ihre Geschlechtsidentität als „quer“ zur vorherrschenden Norm beschreiben und die eine heteronormative Regulierung von Gender und Begehren kritisieren. Der englische Begriff „queer“ (seltsam, sonderbar, leicht verrückt, gefälscht, fragwürdig) war ursprünglich ein Schimpfwort, mit dem Schwule abgewertet wurden, dient heute vielen aber als gesellschaftskritische Eigenbezeichnung.

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R

Rassismus = Rassismus ist der Prozess, in dem Menschen aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher körperlicher oder kultureller Merkmale (z. B. Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion) als homogene Gruppen konstruiert, negativ bewertet und ausgegrenzt werden. Der klassische Rassismus behauptet eine Ungleichheit und Ungleichwertigkeit von Menschengruppen auf Grundlage angeblicher biologischer Unterschiede.

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S

Sexismus = Unter Sexismus wird jede Art der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts sowie die diesen Erscheinungen zugrunde liegende Ideologie verstanden. Sexismus findet sich in Vorurteilen und Weltanschauungen, in sozialen, rechtlichen und wirtschaftlichen Regelungen, in Form faktischer Gewalttätigkeit und in der Rechtfertigung solcher Gewaltstrukturen durch den Verweis auf eine „naturgegebene“ Geschlechterdifferenz.

Soziales Geschlecht (engl. gender) = meint die Normen und Erwartungen, die in einer Gesellschaft mit einer Geschlechterrolle verbunden sind, was also kulturell, sozial und/oder historisch bedingt als „weiblich“ bzw. „männlich“ definiert wird (z.B. hinsichtlich Kleidung, Auftreten oder Verhalten).

Stereotyp = Verallgemeinerte Überzeugungen über die Mitglieder einer bestimmten Gruppe, die die Komplexität reduzieren und häufig zur Vorurteilsbildung beitragen.

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T

Trans* / Transsexualität / Transidentität / transgender / transgeschlechtlich = Oberbegriffe für Personen, deren Geschlechtsidentität sich von ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheidet. In transgender steckt der englische Begriff „gender“ (das soziale Geschlecht). Viele Trans*-Personen ändern ihr Geschlecht rechtlich und/oder durch medizinische bzw. kosmetische Maßnahmen. Manche Trans*-Menschen wollen oder können sich nicht eindeutig als Mann oder Frau zuordnen. Trans* ist ein alternativer und von vielen bevorzugter Begriff für Transsexualität, um hervorzuheben, dass es sich nicht um eine sexuelle Orientierung handelt.

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V

Vorurteil = Kann als Voreingenommenheit oder vorgefasste Meinung gegenüber einer anderen Person oder einer Personengruppe definiert werden, die ohne Wissen oder Prüfung der Fakten gebildet wurde. Vorurteile werden oft durch Stereotype bestärkt. Sie basieren normalerweise auf Annahmen, Gefühlen oder Meinungen und können Sicht- und Verhaltensweisen beeinflussen.

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